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Sind Lehrer streng genug?

„Lehrer müssen strenger sein!“, waren sich meine Schüler einig. Die Diskussion war nicht geplant, doch gerade aktuell für die Kinder. In dieser Gruppe kamen begabte Schüler zu mir, aus unterschiedlichen Klassen der Mittelstufe und erzählten mir von ihrem Schulalltag.

Sie sprachen Klartext: Vor allem die schwierigen Kinder nützen das Wohlwollen der Lehrpersonen aus. Dies störe den gesamten Unterricht. Sie bräuchten Strafen und strengere Lehrpersonen. Ohne Konsequenzen, werde sich ihr Verhalten nicht verbessern. Es sei keine Strafe, Kinder raus zu schicken, denn einige seien gerne draussen. Eine Schülerin erzählte, wie sie gemobbt wurde. Ein Schüler sagte selbst, er komme jeden Tag zu spät, aber es hätte keine Konsequenzen, also…


Diese Klarheit und Einigkeit seitens der Kinder liess mich nachdenklich werden. Sind wir Lehrpersonen von der Waagschale „zu streng“ auf „zu weich“ gekippt? Früher liessen die Lehrer ihre Schüler auf den Linealen knien oder stellten Kinder vor allen bloss. Ich erinnere mich selbst zurück, wie ich als Schülerin Angst vor meinem Lehrer hatte. Heutzutage erlebe ich Kinder, die Lehrpersonen physisch oder psychisch angreifen und wenig Konsequenzen erfahren. In Gesprächen wird nach Lösungen gesucht. Ich schätze dieses Wohlwollen gegenüber den Kindern, aber wo ist es zu viel des Guten?


Auch ich hatte vor einiger Zeit ein solches Erlebnis. Da gab es ein Kindergartenkind, das ausser Rand und Band war. Dort arbeitete ich als DaZ-Lehrerin mit anderen Kindern. Eines Tages zerstörte dieses Kind hinter meinem Rücken mein Material. Währendem Gespräch mit dem Kind, nahm es einen Baustein und wollte ihn mir an den Kopf werfen. Voller Entsetzen über dieses respektlose Verhalten, schrie ich Stopp. Das war keine durchdachte Reaktion, sondern erfolgte rein intuitiv. Das Kind erstarrte und hörte auf. Im Alltag ging das Kind immer wieder auf Lehrpersonen und andere Kinder los. Die Inklusion hat ihre Vor- und Nachteile und es ist mir bewusst, dass die Schule Vorgaben hat. Trotzdem wird meiner Meinung nach zu spät gehandelt. Spätestens sobald der Schutz von Lehrpersonen und Mitschüler nicht mehr gewährleistet ist, sind strenge Massnahmen unumgänglich. Natürlich ist das nicht die Regel, aber leider auch kein Einzelfall.


Die verschiedenen Erziehungsstile und Wertvorstellungen prallen in der Schule aufeinander.

Viele Kinder und Eltern leiden. Die Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter haben lange Wartelisten. Viele Lehrpersonen möchten nicht mehr unterrichten. Die Schulleitungen stehen mitten im Spannungsfeld. In den Schulen brodelt es immer mehr.


In Zürich wurde vor kurzem eine Förderklassen-Initiative mit 9200 Unterschriften eingereicht. Es wird hitzig über die integrative Schule diskutiert. Verhaltensauffällige Kinder sollen in separierten Klassen unterrichtet werden, heisst es unter anderem. Zürich ist nicht der erste Kanton mit diesem Vorstoss.


Ich bin gespannt, wie sich die Volksschule weiterentwickelt und möchte an dieser Stelle allen ein Dankeschön aussprechen, die sich täglich für unsere Kinder einsetzen: Lehrpersonen, Schulleitungen, Therapeuten, Psychologen und natürlich den Eltern selbst.




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