Jeder kennt es: Ein leeres Blatt kann eine innere Leere hervorrufen. Sekunden fühlen sich an wie Stunden. Der bahnbrechenden Idee kommt man dennoch keinen Millimeter näher. Alles steht still. Leere, erdrückende Leere…
Das gleiche Phänomen habe ich bei Kindern mit offenen Aufgaben erlebt. Sie kommen in diesen erstarrten Zustand und finden keinen Weg raus. Die anfängliche Freude, sofern sie überhaupt entstand, verfliegt in Windeseile. Selbst Hilfestellungen sind wenig hilfreich. Die gutgemeinte, offene Aufgabe wird zum Frust für alle.
Woran liegt es? Spürbar ist für mich eine immer dominierendere Erledigungshaltung der SchülerInnen. Sie sind sich gewöhnt, Aufgaben abzuarbeiten. Die Aufträge werden fast automatisch, ohne grössere Überlegungen, ausgeführt. Die Bereitschaft sich mit einer Aufgabe intensiv auseinanderzusetzen scheint gering. Klassisch dafür ist der Satz: „Ich bin fertig.“ Manchmal hört es sich an wie ein: „Endlich habe ich es hinter mich gebracht.“
Die offene Aufgabe bringt den SchülerInnen eine unbekannte Freiheit. Die Kinder sollen selbst aktiv werden und aus sich heraus schöpfen. Wir erwarten normalerweise, dass die SchülerInnen einen Auftrag genau nach unseren Anweisungen ausführen. Was? Wo? Womit? Wohin? Mit wem? Bis wann?… Plötzlich fehlen den Kindern alle Angaben, was sie irritiert. Unschlüssig, wie sie die Aufgabe RICHTIG lösen können, stagniert der Prozess.
Was können wir tun? Offene Aufgaben funktionieren leider nicht automatisch, wovon ich früher ausgegangen bin. Es ist ein Prozess, Kinder an solche Aufgaben heranzuführen. Bei mir hat sich der „löchrige Auftrag“, als wunderbare Methode bewährt. Streiche bei deinem nächsten Auftrag eine Vorgabe und lass die Kinder selbst wählen. Experimentiere damit und streiche zwei oder drei Vorgaben. Genauso bekamen meine SchülerInnen verschiedene löchrige Aufträge, um das Schulzimmer wissenschaftlich zu gestalten. Praktisch alle Kinder der 1.- 6. Klasse kamen in einen kreativen Flow. Nun strahlt unser wissenschaftliches Zimmer vor Kreativität!
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