Diese Woche erlebte ich einen berührenden Moment währendem Unterricht. Immer wieder fällt mir auf, wie wahnsinnig korrekt einige Kinder die Aufgaben erfüllen wollen. Dieses Streben nach Perfektion mag unterschiedliche Gründe haben, doch gerade sensible Kinder leiden darunter.
Im Rahmen der Achtsamkeit griff ich im Unterricht das Thema „Perfektion“ auf. Dafür engagierte ich meinen Plüschhahn, namens Herr Unperfekt. Der stolze Hahn erzählte den Kindern, dass er stolz auf sich ist ,wenn er Aufgaben nicht perfekt bewältigt. Es war wie in einer verkehrten Welt. Anfangs waren die Reaktionen der Kinder verhalten und irritiert.
Der stolze Hahn führte, mit viel Humor, sein Können vor. Da tauten die Kinder auf und jubelten regelrecht. Anschliessend durften sie selbst ein Bild malen, eine Geschichte schreiben oder einige Rechnungen ausrechnen, nur dieses Mal eben nicht perfekt. Was geschah? Die SchülerInnen stürzten sich auf die Aufgabe. Ihre Augen leuchteten und sie lachten aus ganzem Herzen. Voller Hingabe und Befreiung arbeiteten sie an ihren Aufgaben und zwar jedes einzelne Kind.
Die Schaffenskraft aller Kinder war entfesselt. Das war dieser einzigartige Moment, der mich bis heute beschäftigt. Diese tiefe Freude darüber, nichts falsch machen zu können und dieses immense Potenzial, das dabei freigelegt wurde, regt mich zum Nachdenken an. Wie sehr schränkt diese Angst die Kinder tatsächlich ein? Wie tief ist der Leistungsdruck verankert? Wie kann eine Lernsituation im Schulalltag, ohne diesen Stress, ermöglicht werden?
Vielleicht hast auch du Lust deinen Kindern/Schülern einen „unperfekten“ Moment zu ermöglichen und selbst zu erfahren, was das in ihnen auslöst. Oder noch besser: DIR SELBST. So viele von uns Lehrpersonen und Eltern wollen es perfekt machen - ALLES und IMMER. Vielleicht ist es gar nicht möglich oder nötig. Kikerikiiii…
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