Aus dem Alten wächst das Neue

Überall sehe ich den Kampf zwischen ALT und NEU. Seien es die Erziehungsmethoden, die Lernformen oder das Familienbild. Das Neue will sich aus dem Alten befreien. Das Alte wehrt sich gegen das Neue.

Das Neue sagt: „Ihr habt alles falsch gemacht.“ Das Alte antwortet mit: „Was wisst ihr schon? Ihr habt keine Erfahrung.“ Sie werten sich gegenseitig ab und glauben es besser zu wissen. Getrieben vom eigenen Schmerz und Leid, resultiert die Trennung. Dabei geht viel Wissen und Potenzial verloren.

Meine Oma hielt ihre Urenkelin in den Armen. Meine Tochter war erst wenige Monate auf der Erde. Meine Oma starb einige Monate später. Diese mystische Begegnung war ihre einzige. Sie schauten sich tief in die Augen und verharrten für lange Zeit. Es schien, als würden sie sich über den Anfang und das Ende austauschen. Ein tiefer Frieden breitete sich im ganzen Raum aus.

Dieses tief berührende Erlebnis eröffnete mir einen neuen Blickwinkel auf ALT und NEU. Alles ist eingebettet im Kreislauf. Das Neue wird immer aus dem Alten geboren. Es profitiert von den Erfahrungen des Alten. Daraus darf es sich weiterentwickeln und eigene Erfahrungen machen. Das Alte ist deswegen nicht falsch oder schlecht. Es darf dem Neuen den eigenen Weg zugestehen. Das Neue erinnert sich immer wieder an das Alte und darf prüfen, was es übernehmen möchte. Das Alte enthält viel Wissen und Erfahrung. Das Neue enthält Innovation und Potenzial bereit. Und schlussendlich wird das Neue zum Alten.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen wertschätzenden Karfreitag.